Am 21. Juli 1969 MEZ geschah das größte Ereignis des 20. Jahrhunderts
Vor 40 Jahren begann die wohl historischste Reise,
die Menschen je unternommen haben…
von Gerhard Daum
Als der amerikanische Präsident, John F. Kennedy, am 25. Mai 1961 verkündete, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen zum Mond und wieder sicher zur Erde zu bringen, hatten die Amerikaner gerade ihre erste bemannte Weltraummission mit einer Dauer von 15 Minuten absolviert. Auf dem Mond zu landen, war damals unvorstellbar. Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit nur Schwarzweiß-Fernseher und Telefone mit Wählscheiben gab, und dass das erste Passagier-Düsenflugzeug mit Zwischenlandungen über den Atlantik flog, um die USA zu erreichen.
Der Weltraum war mittlerweile Bestandteil des kalten Krieges und Wettstreit der konkurrierenden politischen Systeme der beiden Großmächte, der USA und der Sowjetunion, geworden. Die Sowjetunion hatte 1957 den ersten Satelliten „Sputnik“ und die Hündin „Laika“, sowie 1961 den ersten Kosmonauten, Juri Gagarin, in die Erdumlaufbahn geschossen und war in diesem Wettlauf den Amerikanern immer eine Nasenlänge voraus gewesen. Dennoch sollte in etwas mehr als 8 Jahren das Unmögliche wahr werden, am 20. Juli 1969 landete die Mondfähre „Adler“ mit den beiden Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin im „Meer der Ruhe“ auf dem Mond. In diesen 8 Jahren arbeiteten etwa 400.000 Menschen aus Regierung, Wissenschaft und Industrie daran, das von Kennedy vorgegebene Ziel zu erreichen.
Die Reise beginnt
Es waren mehr als eine Million Menschen, die sich am Morgen des 16. Juli 1969 um das Kennedy Space Center in Florida als Zuschauer aufhielten, um den Start von Apollo 11 live zu erleben. Die Astronauten befanden sich bereits eine Woche vor Ort und in Quarantäne. Man isolierte die Crew, um möglichen ansteckenden Krankheiten vorzubeugen. Sie kam nur noch mit Personen zusammen, mit denen ein Kontakt unbedingt notwendig war. Der Flugarzt lud sogar den damaligen Präsidenten, Richard Nixon, aus, der mit den Astronauten am Abend zuvor zu Abend essen wollte. Um 8:32 Ortszeit (14:32 MEZ) begann mit dem Start der 111 Meter hohen und 3.000 Tonnen schweren Saturn V Mondrakete die Mission zur ersten Mondlandung mit dem Kommandanten Neil Armstrong, dem Piloten der Kommandokapsel Michael Collins und dem Piloten der Mondfähre Buzz Aldrin. Nach 12 Minuten wurde die Parkbahn erreicht, und nach eineinhalb Umläufen, 180 Kilometer über dem Pazifik, wurde die dritte Stufe der Saturn V mit der Kommandokapsel und Mondfähre an der Spitze erneut gezündet, um die Erdanziehungskraft zu verlassen und in die Flugbahn zum Mond einzuschwenken. Das Raumschiff, bestehend aus Kommandokapsel und Mondfähre, wurde nun in den Zustand der „passiven Wärmekontrolle“ versetzt, der auch scherzhaft „Barbecue Mode“ genannt wurde.
Das bedeutete, dass sich das Raumschiff langsam, wie auf einem Grill, um die eigene Achse zu drehen begann, so dass nicht eine Seite ständig durch das Sonnenlicht aufgeheizt wurde, und die andere Seite im Schatten abkühlte. Das Apollo Raumschiff flog präzise auf der vorausberechneten Flugbahn. Am Freitag, dem 18. Juli 1969, beschäftigten sich Armstrong und Aldrin das erste Mal mit der Mondfähre. Sie erhöhten den Kabinendruck und öffneten die Luke, die den Tunnel zwischen Kommandokapsel und Mondfähre verschloss. Eineinhalb Stunden lang hielten sich beide in der Mondfähre auf und überprüften Einrichtungen und Instrumente. Nachdem das Apollo 11 Raumschiff am 19. Juli 1969 den Mond erreichte, wurde das Haupttriebwerk der Kommandokapsel für knapp 10 Minuten gezündet, um in eine elliptische Bahn über der Mondoberfläche einzuschwenken. Am gleichen Abend sahen die Astronauten erstmals den vorgesehen Landeplatz, das „Meer der Ruhe“. Nach einer Schlafpause schwebten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 in die Mondfähre, um sich für den Abstieg zur Mondoberfläche vorzubereiten. Das Abkoppeln der Mondfähre von der Kommandokapsel erfolgte über der erdabgewandten Seite des Mondes.
Neil Armstrong und Buzz Aldrin standen in der Oberstufe der Mondfähre „Adler“, Seite an Seite in ihren Raumanzügen mit Gurten am Boden befestigt, als sie die Instrumente für den Abstieg studierten. Das Landetriebwerk wurde nun erneut für den gebremsten Sinkflug gezündet, und es sollte etwa für 12 Minuten laufen, um den Rest des Weges zur Mondoberfläche zurück zu legen. Der größte Teil des Abstiegs wurde nun vom Bordcomputer gesteuert, und kurz vor der Landung sollte Neil Armstrong die Mondfähre auf einen geeigneten Landeplatz lenken und aufsetzen. Durch eine geringe unbeabsichtigte Bahnänderung beim Abkoppeln von der Kommandokapsel steuerte der Bordcomputer nun die Mondfähre in ein Gebiet, etwa 4,5 Kilometer von der geplanten Landestelle entfernt. Die Mondfähre flog zuerst schräg vorwärts und wurde dann vom Bordcomputer nach vorne ausgerichtet, bis sie für das letzte Stück bis zur Mondoberfläche aufrecht stand.
Sieben Minuten nach dem Beginn des gebremsten Sinkfluges schwenkte der Bordcomputer die Mondfähre für den Endanflug nach vorne. In einer Höhe von etwa 900 Metern betrug die Landegeschwindigkeit knapp 80 km/h. Charlie Duke meldete „Ihr seid klar für die Landung!“. Plötzlich gab es Computeralarm, und die Gefahr eines Abbruchs wurde groß, doch Astronaut Charlie Duke, der als Verbindungssprecher im Kontrollzentrum saß, meldete sich sofort mit den Worten „Wir sind klar!“.
Durch diese Fehlermeldung wurden die Astronauten so sehr in ihrer Konzentration beansprucht, dass Neil Armstrong nicht in dem Maße, wie im Flugplan vorgesehen, auf die charakteristischen Merkmale auf der Mondoberfläche achten konnte. Während des Endanfluges, in etwa 300 Metern Höhe, führte der Autopilot die Mondfähre direkt auf einen 33 Meter breiten und 4 Meter tiefen Krater zu, der übersät war mit Felsbrocken. Armstrong schaltete in 150 Metern Höhe auf Handsteuerung um und zog die Mondfähre über den Kraterrand hinweg. In etwa 30 Metern Höhe leuchtete plötzlich ein Warnlicht auf, das anzeigte, dass nur noch für 90 Sekunden Treibstoff vorhanden war. Armstrong drosselte nun das Triebwerk, bis die Mondfähre nur noch so schnell war wie ein Fahrstuhl. „Sechzig Sekunden“ sagte Charlie Duke`s Stimme aus dem Kontrollzentrum, das bedeutete Treibstoffvorrat für eine weitere Minute. Das Triebwerk begann Staub aufzuwirbeln, als Neil Armstrong die Mondfähre senkrecht wie einen Hubschrauber 60 Meter westlich vom Krater auf eine flache Ebene steuerte.
Plötzlich kam wieder Duke`s Stimme „Dreißig Sekunden“, und kurz darauf leuchtete das blaue Kontaktlicht auf. Buzz Aldrin meldete um 21:17:39 MEZ den Kontakt der drei 75 Zentimeter langen Metallfühler an den Landefüßen der Mondfähre mit der Mondoberfläche. Unmittelbar danach setzte die Mondfähre mit allen vier Landefüßen mit einer Geschwindigkeit von 0,52 Metern in der Sekunde im „Meer der Ruhe“ auf. Etwa drei bis vier Sekunden nach dem Kontaktsignal schaltete Neil Armstrong das Haupttriebwerk ab. Armstrong und Aldrin beglückwünschten sich mit einem kurzen Händedruck. Durch die zusätzlichen Manöver verblieb ein Resttreibstoff für nur 15 Sekunden Flugzeit. Durch den Mehrverbrauch an Treibstoff verblieb den Astronauten weniger als zehn Sekunden Zeit für einen eventuell notwendigen sofortigen Rückstart zur Kommandokapsel. Für diese Maßnahme war im Flugplan ein Zeitfenster von einer Minute eingeplant worden. Um 21:17:58 MEZ meldete sich Neil Armstrong mit den Worten an das Kontrollzentrum „Houston, hier ist die Basis Meer der Ruhe. Der Adler ist gelandet“ und in Houston antwortete Charlie Duke „Empfangen, Stützpunkt Meer der Ruhe. Wir hören euch klar und deutlich. Hier sitzen ein paar Jungs, die schon ganz blau angelaufen sind. Jetzt können wir wieder durchatmen. Wir danken euch!“. Michael Collins, der alles per Funk mitverfolgte „Auch in der Kommandokapsel sitzt ein sehr erleichterter Mann!“.
Der erste Mensch betritt den Mond
In den Stunden nach der Landung wurden die meisten Systeme der Mondfähre bis zum Rückstart am nächsten Tag von Armstrong und Aldrin abgeschaltet, und beide begannen, nachdem sie etwas gegessen hatten, mit den Vorbereitungen für den Ausstieg. In den USA war es zu diesem Zeitpunkt noch der 20. Juli 1969 in den frühen Abendstunden, also die beste Sendezeit für das gerade richtig populär gewordene Fernsehen. Als die Freigabe für den Ausstieg aus Houston erteilt wurde, öffnete Aldrin das Ventil, und der Sauerstoff entwich aus der Oberstufe der Mondfähre in den Weltraum. Dann öffnete er die Luke, und Neil Armstrong begann am 21. Juli 1969 um 3:51 Uhr MEZ sich rückwärts auf die Plattform und die Leiter der Mondfähre zu bewegen.
Etwa 600 Millionen Fernsehzuschauer in der ganzen Welt saßen vor ihren Fernsehgeräten, während die ersten verschwommenen schwarz-weißen Fernsehbilder zu sehen waren, als Neil Armstrong die Leiter hinab kletterte. Er wirkte wie ein Gespenst, als er sich Stufe um Stufe der Mondoberfläche näherte. „Ich bin am Fuß der Leiter“ sagte Armstrong. „Die Teller der Landebeine sind nur drei bis fünf Zentimeter in den Mondboden gesunken. Die Oberfläche erscheint sehr feinkörnig, fast wie Pulver“. Kurz darauf „Ich steige jetzt herunter“. Mit dem linken Fuß setzte der damals 39-jährige Neil Armstrong am 21. Juli 1969 um 3:56:20 MEZ als erster Mensch mit den berühmten Worten „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit“ seinen Fuß auf die Mondoberfläche. Buzz Aldrin kletterte 18 Minuten später rückwärts aus der Oberstufe der Mondfähre auf die Plattform und weiter auf die erste Sprosse der Leiter. Als Aldrin die letzte Sprosse erreicht hatte, hielt er sich mit beiden Händen an der Leiter fest und sprang auf den Teller des Landefußes. Neil Armstrong fotografierte die einzelnen Etappen des Ausstiegs von Aldrin. Zwanzig Minuten nach Neil Armstrong betrat Buzz Aldrin als zweiter Mensch die Mondoberfläche. Nach einigen Minuten der Eingewöhnung machten die Bewegungen unter nur einem Sechstel der Erdanziehungskraft weniger Schwierigkeiten als erwartet. In ihren klobigen Raumanzügen konnten Armstrong und Aldrin die eigenen Füße nicht sehen und es zeigte sich, dass Hüpfen wie ein Känguru die schnellste und sicherste Fortbewegungsart war.
Nachdem die beiden Astronauten ihre ersten Schritte in den Mondstaub gesetzt hatten, wurden die ersten Mondproben gesammelt und verstaut, um sicherzustellen, dass man auf jeden Fall Gesteinsproben vom Mond hatte, falls der Aufenthalt unerwartet hätte abgebrochen werden müssen. Neil Armstrong enthüllte dann eine Gedenktafel an der Leiter der Mondfähre mit der Inschrift „Hier setzten Menschen vom Planeten Erde zum ersten Mal den Fuß auf den Mond. Juli, A.D. 1969. Wir kamen in Frieden für die ganze Menschheit“. Unterschrieben war die Gedenktafel von den drei Mondfahrern und dem damaligen Präsidenten Richard Nixon. Danach platzierte Armstrong die Fernsehkamera etwa zwanzig Meter von der Mondfähre entfernt, um alle weiteren Aktivitäten der Astronauten aufzuzeichnen. Als nächstes wurde die US-Flagge auf der Mondoberfläche aufgestellt. Da auf dem Mond keine Atmosphäre herrscht, musste sie durch zwei Aluminiumstangen in Spannung gehalten werden. Nach diesen Aktivitäten forderte das Kontrollzentrum Armstrong und Aldrin auf, sich vor die Kamera zu stellen. Der amerikanische Präsident telefonierte aus dem Weißen Haus mit den Astronauten und sagte „Das ist sicher der historischste aller Anrufe“ und beglückwünschte sie zu ihrer erfolgreichen Landung. Armstrong erwiderte „Danke, Mr. Präsident. Es ist eine große Ehre und ein großes Vorrecht hier zu sein.“
Einige wissenschaftliche Experimente wurden aufgebaut, beispielsweise eine Aluminiumfolie zur Messung des Sonnenwindes, die später wieder eingepackt wurde, um die eingefangenen Teilchen auf der Erde zu analysieren. Ein Seismometer sollte Daten zur Bestimmung von Erschütterungen im Untergrund liefern, die beispielsweise durch Meteoriten- und Asteroideneinschläge irgendwo auf dem Mond erzeugt wurden. Aber das Gerät überstand die erste Mondnacht mit Temperaturen von bis zu -170 Grad nicht. Durch den Aufbau eines Laserreflektors konnten Wissenschaftler präzise Abstandsmessungen zwischen Erde und Mond durchführen. Insgesamt 21,6 kg Mondgestein und Bodenproben wurden eingesammelt. Der Mondspaziergang dauerte zwei Stunden und 31 Minuten, bei dem sie sich in einem Radius von etwa 40 Metern um die Mondfähre bewegten.
Nachdem beide wieder in der Mondfähre zurück waren, legten sie sich vor dem Rückstart zur Kommandokapsel Columbia, der elfeinhalb Stunden nach dem Mondspaziergang erfolgen sollte, schlafen. Das Triebwerk zündete um 18:54 MEZ, und die Oberstufe hob mit einem sanften und gleichmäßigen Schub ab. Durch den Triebwerksstrahl kippte die US-Flagge um, da sie zu nah an der Mondfähre stand. Der Aufenthalt der beiden Astronauten auf dem Mond hatte 21 Stunden und 36 Minuten gedauert. Der Aufstieg verlief wie geplant, und die Oberstufe schwenkte in eine Mondumlaufbahn ein und koppelte wieder problemlos an die Kommandokapsel an. Die Freude des Wiedersehens war sehr groß, als Armstrong und Aldrin mit den mitgebrachten „Millionen-Dollar-Behältern“ sechs Stunden nach dem Start von der Mondoberfläche in die Kommandokapsel zu Michael Collins umgestiegen waren.
Die Rückkehr zur Erde
Am 22. Juli 1969 machten sich die drei Astronauten in der Kommandokapsel Columbia auf den Rückweg zur Erde. Die Landestufe der Mondfähre steht heute noch auf dem Mond, und die Oberstufe verblieb am 22. Juli 1969 im Mondorbit, um nach relativ kurzer Zeit durch die Anziehungskraft des Mondes an einer nicht bekannten Stelle auf der Mondoberfläche zu zerschellen.
Am 24. Juli 1969 um 17:50:35 MEZ wasserte die Kommandokapsel Columbia nach 8 Tagen, 3 Stunden, 18 Minuten und 35 Sekunden Flugzeit im Pazifik südlich der Hawaii-Inseln, etwa 3,1 Kilometer vom Flugzeugträger USS Hornet entfernt. Nach der erfolgreichen Landung war die Mission aber noch nicht vorbei. Wegen der Befürchtung vor unbekannten Mikroorganismen vom Mond mussten die Astronauten vor dem Verlassen der Kommandokapsel Isolationsanzüge anziehen. Sie mussten sich dann an Bord des Flugzeugträgers in eine 20-tägige Quarantäne begeben, bis diese Bedenken ausgeräumt waren. Während dieser Zeit schauten sich die Astronauten immer wieder Fernsehaufnahmen von der Mondlandung an. Erstmals erlebten sie das Ereignis aus der Sicht des Zuschauers. Aldrin sagte dabei zu Armstrong „Neil, ich glaube, wir haben da etwas verpasst.“
Die Bodenproben und Mondsteine wurden in das extra eingerichtete Lunar Receiving Laboratory zum Johnson Space Center nach Houston gebracht. Da der Mond weder Atmosphäre noch Sauerstoff besitzt, musste jeder Kontakt mit den Umweltbedingungen auf der Erde und jede direkte menschliche Berührung vermieden werden. Die Untersuchungen und Analysen mussten sozusagen unter Mondbedingungen durchgeführt werden, da sie sonst sofort chemisch verändert worden wären. Dafür wurden spezielle, extrem keimfreie Laborräume eingerichtet, in denen die Mondproben bis heute in hermetisch abgeschlossenen und durchsichtigen Plexiglas-Containern im Vakuum untersucht werden.
Die Apollo 11 Mission war der größte Erfolg der amerikanischen Raumfahrt. Das hauptsächlich politisch motivierte Ziel, Menschen zum Mond und auch wieder sicher zurück zu bringen, setzte ein unglaubliches Potenzial an Einfallsreichtum, Pioniergeist, Mut und Willen frei. Das Rennen der beiden Weltmächte war zu Gunsten der USA entschieden. Die Sowjetunion stellte ihre Anstrengungen, einen erfolgreichen bemannten Flug zum Mond durchzuführen, ein.