Ein guter Freund hat die Erde für immer verlassen
Am 21. August 2014 ist Steve Nagel nach seinem Kampf gegen eine nicht zu besiegende Krankheit verstorben. Mit ihm habe ich einen sehr guten Freund verloren, mit dem ich über zwanzig Jahre lang tief verbunden war.
Steve hatte zu Deutschland aus mehreren Gründen eine enge Verbindung: Seine Vorfahren stammten aus einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart, und er war der einzige Astronaut, der auf beiden deutschen Spacelab Missionen 1985 und 1993 geflogen ist.
Bei seiner ersten Mission STS-51G vom 17.06. bis 24.06.1985 flog er als Missionsspezialist an Bord der Raumfähre Discovery.
Als Pilot der Raumfähre Challenger, Mission STS-61A vom 30.10. bis 06.11.1985, war er Besatzungsmitglied der ersten unter deutscher Leitung durchgeführten Spacelab D-1 Mission.
Bei STS-37 vom 05.04. bis 11.04.1991 war er zum ersten Mal Kommandant einer Space Shuttle Mission, dieser Besatzung gehörte auch seine spätere Frau Linda Godwin an.
Seine letzte Mission STS-55 vom 26.04. bis 06.05.1993 leitete er als Kommandant der zweiten unter deutscher Leitung durchgeführten Spacelab D-2 Mission.
Steve verbrachte insgesamt 30 Tage, 1 Stunde und 34 Minuten während seiner vier Missionen im Weltraum. Er war bereits zu Zeiten, als noch keine ISS um die Erde kreiste, ein Symbol für internationale Zusammenarbeit.
Unsere Freundschaft begann mit der deutschen Spacelab D-2 Mission 1993. Aufgrund unseres sehr engen Kontaktes war ich auch über die beiden letzten Jahre stets gut über seinen Gesundheitszustand informiert. Ich war zwar auf das Schlimmste gefasst, aber als ich dann die Nachricht über seinen Tod von Linda erhielt, war ich ziemlich geschockt, weil es doch so schnell passierte. Ich bin auf der einen Seite zwar sehr traurig darüber, ihn als Freund verloren zu haben, auf der anderen Seite macht es mich aber sehr glücklich, dass uns diese lange und tiefe Freundschaft verband, an die ich viele schöne Erinnerungen habe. Über die letzten zwanzig Jahre haben wir uns oft zu geschäftlichen und so oft es möglich war auch zu privaten Treffen in Houston, Cape Canaveral und Deutschland gesehen. Unvergesslich wird mir bleiben, als er im Oktober 2010 anlässlich des 25jährigen Jubiläums der STS-61A/Spacelab D-1 Mission mit einem Teil der Besatzungsmitglieder und seiner Familie zu Besuch in Deutschland war, diese acht Tage haben wir alle sehr genossen.
Verbunden hat uns beide ganz klar das Thema der bemannten Thema Raumfahrt. Besonders gemocht habe ich Steve`s immerzu herzliche Art, und dass er stets mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Er zeichnete sich durch Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft aus, um nur einige seiner Charaktereigenschaften zu nennen. Die Fliegerei bestimmte sein ganzes Leben, aber sein ganzer Stolz war seine Familie.
Steve war einer der wenigen Menschen, zu denen ich eine solch lange und tiefe Verbindung trotz großer räumlicher Distanz hatte. Er war eine der größten Persönlichkeiten, die ich je getroffen habe. In meiner Ausstellung „Apollo and Beyond“ im Technik Museum Speyer hat er einen Ehrenplatz, an dem immer an ihn erinnert wird.
Besonders dankbar bin ich dafür, dass ich im März dieses Jahres noch ein wunderschönes Wochenende mit ihm und seiner Familie in seiner neuen Heimat in Columbia, Missouri verbringen konnte.
Steve, mein lieber Freund, Du wirst immer in meinen Gedanken sein. Ich werde Dich schmerzlich vermissen.