Am 21. Juli 1969 betrat Buzz Aldrin als zweiter Mensch die Mondoberfläche
Interview mit Buzz Aldrin,
40 Jahre nach der ersten Mondlandung von Apollo 11
von Gerhard Daum
Daum: Die Mission von Apollo 11 wird als das größte Ereignis des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Welche Bedeutung messen Sie dieser Mission bei?
Aldrin: Der Flug von Apollo 11 war die Realisierung eines jahrhundertealten Menschheitstraumes. Im Jahr 1961 wurde es ein nationales Anliegen in den USA, als ein junger Präsident namens John F. Kennedy die Nation aufforderte, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und wieder sicher zur Erde zurück zu bringen.
Daum: Es war die Zeit des kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Was brachte Kennedy dazu, ein solches Projekt ins Leben zu rufen?
Aldrin: Die Sowjetunion hatte den ersten Wettlauf ins All zu ihren Gunsten entschieden. Im April 1961 hatten Sie den ersten Menschen, den Kosmonauten Juri Gagarin, in eine Erdumlaufbahn geschossen. Plötzlich gab es nichts Wichtigeres mehr, als die Sowjetunion im Weltraum zu besiegen. Kennedy ließ sich von seinen Beratern überzeugen, dass nur ein Flug zum Mond den USA die Chance auf einen Sieg bot. Die NASA hatte bis dahin noch nicht einmal einen Astronauten in die Erdumlaufbahn gebracht, und Kennedy gab der NASA etwas mehr als acht Jahre Zeit, um zum Mond zu fliegen.
Daum: Was musste getan werden, um eine solche Herausforderung umzusetzen?
Aldrin: Die Regierung stellte eine Summe von etwa 25 Milliarden Dollar bereit, und Wissenschaftler, Ingenieure und Industrie entwickelten und bauten die Systeme von den Raketen bis zu den Raumanzügen. Die NASA hatte bis Ende 1966 zehn bemannte Gemini Missionen geflogen, um die technischen Voraussetzungen und Prozeduren für eine Mondlandung zu entwickeln.
Daum: Nun zu Ihrer Person. Wo sind Sie geboren und aufgewachsen? Wurde Ihnen die Fliegerei bereits in die Wiege gelegt?
Aldrin: Geboren und aufgewachsen bin ich in Montclair in New Jersey. Mein Vater war der Sohn eines Ölmanagers, der in den zwanziger Jahren zu den Pionieren der Luftfahrt gehörte. Meine Mutter war die Tochter eines Militärgeistlichen. Interessanterweise war ihr Mädchenname Marion Moon.
Daum: Welche Ausbildungen haben Sie absolviert, und wie war Ihr Werdegang bis zur Bewerbung als Astronaut?
Aldrin: Irgendwann war klar, dass ich zur Fliegerei wollte, und am besten ging das über die Militärfliegerei. 1947 ging ich direkt nach der High School auf die Militärakademie West Point. Nach dem Abschluss 1951 kam ich zur Luftwaffe, und als ich das Pilotenabzeichen erworben hatte, schickte man mich sechs Monate vor Kriegsende nach Korea, wo ich 66 Kampfeinsätze flog. Danach kam ich zur neu gegründeten Akademie der Luftwaffe in Colorado Springs, an der die Offiziere der Luftwaffe ausgebildet werden. Im Anschluss gehörte ich einem Geschwader im westdeutschen Bitburg in der Eifel an. Im Jahr 1959 entschied ich mich gegen die Testpilotenausbildung und beschloss, drei Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu bleiben, um dort zu promovieren. Meine Doktorarbeit schrieb ich über Ankopplungsmanöver (Rendezvous) im All.
Daum: Was hat Sie inspiriert, Astronaut zu werden?
Aldrin: Als ich 1963 meine Doktorarbeit beendete, schrieb ich als Nachsatz: „Den Männern des Astronauten-Programms gewidmet. Ich würde gerne zu ihnen gehören.“ Ich hatte mich bereits 1962 beworben, aber mir fehlte die Testpilotenausbildung, und so wurde ich nicht ausgewählt. Im darauffolgenden Jahr wurden die Vorgaben geändert, und man brauchte keine Testpilotenausbildung mehr. Der Schwerpunkt lag nun stärker auf dem akademischen Hintergrund. Ich wurde im Oktober 1963 ausgewählt, einen Monat vor der Ermordung John F. Kennedys.
Daum: Sie wurden für die 3. Astronautengruppe der NASA ausgewählt. Welche Erwartungen hatten Sie?
Aldrin: Wir Neulinge hofften während des Gemini Programms, unsere Chance für eine Mission zu bekommen. Wir hatten es geschafft, in das Astronautenkorps aufgenommen zu werden, da wir die Besten bei der Air Force und der Navy gewesen sind. Es waren aber nur zehn Gemini Missionen geplant, und daher war jede Mission begehrt. Die meisten Astronauten waren Testpiloten, und ich war auch noch der einzige Astronaut mit einem akademischen Titel. Meine Kollegen gaben mir den Spitznamen Dr. Rendezvous, da ich mir ein großes Fachwissen über das Rendezvous im All erworben hatte. Ich dachte, dass es mir zur Nominierung für eine Mission hilfreich sein könnte, aber daraus wurde nichts. Alle Erstbesatzungen waren für die Gemini-Missionen ausgewählt, und ich gehörte zu keiner von ihnen.
Daum: Durch tragische Umstände wurden Sie doch noch für eine Gemini-Mission ausgewählt. Wie kam es dazu?
Aldrin: Im Februar 1963 kam die Erstbesatzung von Gemini 9 ums Leben, als ihr T-38-Trainingsflugzeug während eines Schneesturms über St. Louis abstürzte. Die NASA bestimmte die für Gemini 12 vorgesehene Erstbesatzung, Stafford und Cernan, als Ersatz, und Jim Lovell und ich wurden für den letzten Gemini-Flug eingeteilt.
Daum: Beschreiben Sie Ihre Aufgaben und Erfahrungen bei Ihrer ersten Mission.
Aldrin: Da es die letzte Gemini-Mission war, stand auf Jim`s Rücken „The“ und auf meinem „End“. Die fünf Tage mit Gemini 12 im November 1966 waren eine phantastische Erfahrung, deren Höhepunkte für mich die drei Weltraumspaziergänge sein sollten. Ich hatte für diese Mission ein langes und hartes Training mit unzähligen Stunden in einem Schwimmbecken absolviert, um die Schwerelosigkeit zu simulieren. Dieses Trainingsprogramm hatte ich selbst eingeführt, und es zeigte seine Wirkung bei meinen erfolgreichen Ausstiegen. So konnte ich mehr als fünf Stunden draußen bleiben, ohne in Schwierigkeiten zu kommen oder zu ermüden.
Daum: Wie waren Ihre Chancen, nach dem erfolgreichen Abschluss des Gemini-Programms bei Apollo eingesetzt zu werden?
Aldrin: Die Erfahrungen, die ich bei Gemini gesammelt habe, gaben mir die Chance, für einen der ersten Apollo Flüge ausgewählt zu werden. Es waren noch sehr viele Testflüge geplant, und es gab noch zu viele Unwägbarkeiten, daher konnte noch keiner aus dem Astronautenkorps damit rechnen, für eine Besatzung ausgewählt zu werden, die auf dem Mond landen sollte.
Daum: Das Apollo-Programm begann mit einem herben Rückschlag, und der Mond rückte sozusagen in weite Ferne. Was passierte genau bei Apollo 1?
Aldrin: Die erste ausgewählte Apollo Besatzung, Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee, erstickte am 27. Januar 1967, als während eines simulierten Countdowns, infolge eines Kurzschlusses, Feuer in der Kapsel ausbrach. Es war ein grausames Unglück und ein schwerer Rückschlag für das Mondprogramm. Es schien, als hätten wir das Wettrennen mit den Sowjets in diesem Moment verloren. Das Feuer in der Kapsel, so tragisch es auch war, gab der NASA die Zeit, um gravierende Mängel der Kommandokapsel zu beheben, sowie Probleme mit der Mondfähre zu lösen. Mit ziemlicher Sicherheit hat dieses Feuer es erst ermöglicht, sicher auf dem Mond zu landen.
Daum: Erst im Oktober 1968 startete mit Apollo 7 die erste Apollo-Mission. Hielten Sie eine Mondlandung bis zum Ende des Jahrzehnts zum damaligen Zeitpunkt noch für möglich?
Aldrin: Nein, absolut nicht! Ich hätte nicht darauf gewettet, dass eine Mondlandung nach nur vier kurz aufeinander folgenden Apollo Flügen möglich sein würde. Im Oktober 1968 flog dann Apollo 7 und im Dezember Apollo 8, der zweite Flug mit der Kommandokapsel und der erste bemannte Flug mit der Saturn V. Bereits Apollo 8 bemannt zum Mond zu schicken war ein sehr gewagtes Unterfangen. Neil Armstrong und ich gehörten zur Reserve-Besatzung. Im Januar 1969 wurden Neil Armstrong, Michael Collins und ich für den ersten Versuch einer Mondlandung ausgewählt. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht klar, ob die Landung unsere Aufgabe sein würde. Die Mondfähre war noch nie mit einer Besatzung geflogen worden, und es wurde noch nie ein Rendezvous von zwei Raumfahrzeugen im Mondorbit durchgeführt. Ebenso wurde der Raumanzug, der speziell für den Einsatz auf dem Mond entwickelt wurde, noch nie im Weltraum getestet. Diese Aufgaben sollten bei Apollo 9 und 10, im März und Mai 1969, gelöst werden. Hätte es bei diesen Flügen irgendwelche Probleme gegeben, dann hätten wir die noch ausstehenden Aufgaben durchführen und die Mondlandung einer späteren Besatzung überlassen müssen. Doch die beiden Missionen verliefen erfolgreich, und somit waren wir die erste Besatzung, die eine Mondlandung durchführen sollte.
Daum: Am 16. Juli 1969 war es dann soweit. Beschreiben Sie bitte den Start.
Aldrin: Der Countdown verlief reibungslos. Die Rakete fing leicht an zu vibrieren, als sich die Ventile öffneten, um die Haupttriebwerke mit Treibstoff zu versorgen. In diesem Moment, etwa 9 Sekunden vor dem Start, zündeten die fünf Haupttriebwerke, und die Vibration wurde immer stärker, bis wir abhoben. In der ersten Flugphase wurden wir mit dem 4-fachen unseres Körpergewichts in die Sitze gepresst, und nach Zündung der zweiten Stufe wurde der Flug etwas ruhiger, da die Erdanziehungskraft immer mehr nachließ. Nachdem die erste und zweite Stufe ausgebrannt waren, brachte uns die dritte Stufe in die Erdumlaufbahn.
Daum: Nachdem Sie die Erdumlaufbahn verlassen hatten, welche Aufgaben standen dann auf dem Weg zum Mond bevor?
Aldrin: Das Wichtigste war das Wende- und Andockmanöver, das von Michael Collins durchgeführt wurde. Er drehte die Kommandokapsel um 180°, koppelte an die Mondfähre und zog diese aus der dritten Stufe heraus. Der Einschuss zum Mond war so präzise, dass wir weniger Kurskorrekturen vornehmen mussten als geplant.
Daum: Die Einheit aus Kommandokapsel und Mondfähre flog in einer Umlaufbahn von etwa 110 Kilometern Höhe. Wie erfolgte der Abstieg zur Mondoberfläche?
Aldrin: Wir trennten uns von der Kommandokapsel Columbia und führten ein Manöver auf der erdabgewandten Seite durch. Ein kurzer Antriebsschub aus dem Landetriebwerk der Mondfähre brachte uns zum niedrigsten Punkt unserer Umlaufbahn in 15 Kilometern Höhe. Gleich darauf, als wir aus dem Mondschatten heraus kamen, sollten wir das Triebwerk für den geplanten, zwölf Minuten dauernden, Abstieg zur Mondoberfläche noch einmal zünden. Beim Austritt aus dem Mondschatten brauchten wir schnell Kontakt zur Erde, aber die Funkverbindung war undeutlich und abgehackt. Das Missionskontrollzentrum entschied, alle Daten und Freigaben für uns über Mike Collins in der Kommandokapsel an uns weiterzuleiten.
Daum: Die kritischste Phase war nun der Landeanflug zur Mondoberfläche. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Was passierte, und stand die Mission kurz vor einem Abbruch?
Aldrin: Neil Armstrong startete das Triebwerk, und ich behielt die Daten unseres Bordcomputers im Auge. Wir flogen schräg vorwärts in der Mondfähre, und das Triebwerk rumpelte leise im Vakuum des Weltraums. Nach einigen Minuten richtete der Bordcomputer die Mondfähre nach vorne aus, und wir konnten langsam die Mondoberfläche aus dem Fenster sehen. Jetzt schaltete sich das Landeradar ein und fütterte den Bordcomputer kontinuierlich mit Daten über Höhe und Geschwindigkeit. Als ich einen Befehl in den Computer tippte, schrillte plötzlich in unseren Kopfhörern ein Alarm. Auf dem Bildschirm des Bordcomputers leuchteten die Ziffern 1-2-0-2. Wir wussten in dem Moment nicht, was dieser Alarm zu bedeuten hatte, und standen kurz vor einem Abbruch. Im Missionskontrollzentrum wurde fieberhaft wegen des Alarms gearbeitet. Ein junger Ingenieur im Kontrollzentrum erinnerte sich, dass es im Vorfeld in Simulationen ähnliche Probleme gegeben hatte. Der Bordcomputer war von zu vielen Aufgaben überlastet, und daher konnte er uns die Freigabe zum Weitermachen erteilen.
Daum: Nach dieser heiklen Phase gab es kein Zurück mehr. Wie haben Sie die letzte Phase der Landung erlebt?
Aldrin: Durch das kleine dreieckige Fenster konnte ich unser Landegebiet sehen. Ich konzentrierte mich darauf, für Neil und das Kontrollzentrum kontinuierlich die Daten über Flughöhe, Geschwindigkeit und Landezeitpunkt mitzuteilen. In etwa 300 Metern Höhe sahen wir direkt vor uns einen großer Krater übersät mit großen Felsbrocken. Neil schaltete auf Handsteuerung um und flog über den Krater hinweg. Das dauerte länger als bei allen Simulationen und verbrauchte mehr Treibstoff. Unser Treibstoff reichte nur für einen Landeanflug, und dieser ging mittlerweile zur Neige. Plötzlich hatten wir ein Warnlicht, das uns anzeigte, dass wir nur noch für 90 Sekunden Treibstoff hatten. Wir schwebten in etwa 80 Metern Höhe, und Neil hatte das Triebwerk gedrosselt. Während die Mondfähre langsam nach unten ging, wirbelte das Landetriebwerk auf einmal Staub auf. Daraufhin drosselte er nochmals die Geschwindigkeit. Plötzlich leuchtete vor mir auf der Instrumententafel das blaue Licht „Mondkontakt“ auf. Das war das Signal, auf das wir gewartet hatten. Als die drei Metallsonden am Landegestell Kontakt gemeldet hatten, schaltete Neil das Triebwerk ab, und wir setzten sanft auf.
Daum: Wie fühlten Sie sich, und was geschah dann?
Aldrin: Dann war es einen Moment lang ganz still, als Neil und ich uns ansahen und uns fast ehrfürchtig die Hände schüttelten. Neil meldete nach Houston „Hier ist das Meer der Ruhe, der Adler ist gelandet“. Uns verblieb noch Resttreibstoff für ganze 15 Sekunden.
Daum: Wie ging es dann weiter, nachdem Sie aus Houston die Freigabe erhielten, auf der Mondoberfläche bleiben zu können?
Aldrin: Wir haben zuerst die Systeme in der Mondfähre, die wir nicht mehr benötigten, abgeschaltet. Angesichts der Bedeutung des Ereignisses hatte ich mir etwas Zeit für eine stille Andacht genommen und die heilige Kommunion gefeiert. Eine geplante Schlafpause wurde gestrichen, und nachdem wir etwas gegessen hatten, begannen wir mit den Vorbereitungen für den Ausstieg. Wir steckten in unseren Raumanzügen, und nach der Freigabe aus Houston öffnete ich das Ventil, und der Sauerstoff entwich aus der Kabine. Ich öffnete die Luke, und Neil stieg als Erster aus. Nachdem er eine erste Bodenprobe gesichert hatte, folgte ich ihm 18 Minuten später. Bevor ich herunter kletterte, zog ich die Luke ein Stück zu, und als ich das tat, sagte ich im Scherz zu Neil „Ich wollte auf Nummer sicher gehen, dass ich uns nicht aussperre“. Neil lachte und meinte „Gute Idee“.
Daum: Was war das für ein Gefühl, als Sie die Leiter herabgestiegen sind?
Aldrin: Ich kletterte vorsichtig die neun Sprossen der Leiter hinunter, und als ich die unterste erreicht hatte, sprang ich auf den Teller des Landefußes. Ich stand im Schatten der Mondfähre und blickte hinaus in die Landschaft von strahlender Klarheit. Da es keine Atmosphäre gibt, waren die Umrisse von Felsbrocken am Horizont genauso deutlich wie die Steine vor meinen Füßen zu erkennen. Ich dachte in diesem Moment „Welch eine prächtige Einöde“, und dann setzte ich meinen Fuß auf die Mondoberfläche. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich an die geringere Schwerkraft zu gewöhnen. Auf der Erde wog ich etwa 350 Pfund, doch hier oben wog ich nur knapp 60 Pfund.
Daum: Wie war die Beschaffenheit der Mondoberfläche?
Aldrin: Als ich auf meine Füße schaute, war ich von dem Staub sehr fasziniert. Er war fein wie Puder, und jeder Schritt wirbelte eine Unmenge davon auf. Um die Beschaffenheit zu dokumentieren, machte ich ein Foto von einem Fußabdruck mit meinem Stiefel daneben.
Daum: Welche Aufgaben standen auf der Mondoberfläche auf dem Programm, die Sie und Neil Armstrong zu erfüllen hatten?
Aldrin: Zuerst enthüllten wir eine Gedenktafel am Landegestell der Mondfähre. Danach machte ich Fotos von dem Krater, den das Triebwerk bei der Landung verursacht hatte, und von einigen Bereichen der Mondfähre. Wir mussten all diese Dinge dokumentieren, da die Mondfähre durch die Landung beschädigt worden sein konnte. Wir bauten anschließend wie vorgesehen die Experimente auf. Neil baute einen Laserreflektor auf, und ich stellte dann noch eine Folie zur Messung des Sonnenwindes auf.
Daum: Haben Sie etwas auf dem Mond zurückgelassen? Wenn ja, was?
Aldrin: Wir hinterließen ein Päckchen mit einer Reihe symbolischer Gegenstände. Unter anderem einen goldenen Olivenzweig, der mir sehr viel bedeutete, als Symbol für den friedlichen Charakter unserer Mission.
Daum: Vor dem Rückstart machten Sie eine ungewöhnliche Entdeckung in der Mondfähre. Um was handelte es sich?
Aldrin: Kurz vor unserer Ruhepause schaute ich auf den Staub am Boden und sah einen abgebrochenen Schalter im rechten Kabinenbereich liegen. Ich schaute nach oben zu der Schalterreihe und stellte fest, dass es der Triebwerkschalter war. Ich drückte dann später einen Filzstift hinein, um das Triebwerk zu starten.
Daum: Beschreiben Sie bitte, wie Sie den Rückstart von der Mondoberfläche erlebt haben.
Aldrin: Als wir vom Kontrollzentrum die Freigabe für den Start erhielten, sagte ich spontan „Houston, wir sind die Nummer 1 auf der Startbahn“. Der Aufstieg erfolgte mit einem sanften und gleichmäßigen Schub mit dem fest eingestellten Triebwerk, an dem wir nichts regulieren oder drosseln konnten. Ich konnte gerade noch erkennen, wie die US-Flagge in den Staub kippte. Wir erreichten den Orbit, und etwa drei Stunden nach dem Start leiteten wir das Rendezvous mit Michael Collins ein. Beim Andocken gab es einen kleinen Ruck, wir öffneten die Luke und krabbelten in die Kommandokapsel. Wir brachten die Gesteinskisten hinüber, nahmen ein paar Dinge aus der Mondfähre mit und steckten sie uns als Souvenirs in die Taschen.
Daum: Wie war der Rückflug und die Landung auf der Erde?
Aldrin: Nachdem wir die Mondfähre abgetrennt hatten, die dann einige Tage später auf dem Mond zerschellte, machten wir uns auf den Heimweg. Als wir auf der Rückseite des Mondes waren, zündeten wir das Triebwerk und nahmen Kurs zur Erde. Nach knapp zwei Tagen Rückflug landeten wir im Pazifischen Ozean. Wir mussten dann bereits in der Kapsel Isolationsanzüge anziehen, da man befürchtete, dass wir Bakterien vom Mond hätten einschleppen können. Wir begaben uns dann auf dem Bergungsschiff zuerst in die Quarantänestation und später, als wir in Houston ankamen, in das Lunar Receiving Laboratory. Die Quarantäne dauerte knapp drei Wochen.
Daum: Wann glauben Sie, wird es die nächste bemannte Mission zum Mond geben?
Aldrin: Ich schätze, dass im Jahr 2020 wieder Menschen den Mond betreten werden. Eventuell auch ein Jahr früher, dann wäre es 50 Jahre nach meiner und der ersten Landung von Apollo 11.
Gerhard Daum, Raumfahrt-Journalist, führte das Interview mit Buzz Aldrin im April 2008 im Johnson Space Center in Houston, Texas.